Nicht ohne meine Kinder – Wenn Eltern zu Entführern werden

Jährlich werden Hunderte Kinder von einem Elternteil ins Ausland entzogen. Die Zahl steigt mit der Zunahme binationaler Ehen. Der andere Elternteil steht nicht nur ohne Kind da: Auch Hilfe von Gericht oder Staat endet oft an Ländergrenzen.

„Das Schlimmste ist, immer wieder alleine nach Hause zu fahren“, sagt Katharina nach einer ihrer vielen Reisen nach Tunesien. Es ist das Heimatland des Vaters ihrer zwei Kinder. Und es ist der Ort, an dem sich ihre Töchter seit fast drei Jahren aufhalten. Gegen den Willen der Mutter.

Katharina ist Ärztin in Hannover. Sie war jahrelang mit dem Vater der Kinder verheiratet, auch nach der Trennung hatten sich beide zunächst gut arrangiert, im Sinne der Kinder. Sie war einverstanden, als er ihr vorschlug, mit den Kindern in seine Heimat zu fliegen. Um die Großeltern zu besuchen und zu sehen, wo ihr Vater herkommt. Im Sommer 2015 flogen die Mädchen – damals sechs und acht – mit ihrem Vater nach Tunesien. Und kamen seitdem nicht mehr zurück. Und das, obwohl Katharina inzwischen sowohl in Deutschland als auch in Tunesien das alleinige Sorgerecht für die Kinder hat. Aber die tunesischen Behörden setzen das geltende Recht einfach nicht durch. So oft sie kann, fliegt Katharina nach Tunesien, setzt sich mit dem Jugendamt und den Gerichten auseinander – bisher vergeblich. Besonders absurd: Der Vater sitzt seit Längerem in Hannover im Gefängnis – wegen Kindesentzug. Trotzdem verhindert er immer noch, dass die Kinder zurück nach Deutschland kommen. Sie leben in der tunesischen Provinz bei ihren Großeltern und anderen Verwandten – aber ohne ihre Eltern

Die Zahl binationaler Paare steigt seit Jahren stetig an. Im Zuge der Globalisierung, der Freizügigkeit innerhalb der EU, der Migration aus Drittländern und der zunehmenden Mobilität wächst die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zueinanderfinden. Wenn diese Beziehungen auseinanderbrechen, kommt es oftmals zu Schwierigkeiten, wenn ein Partner mit dem Kind in sein Heimatland zurückkehren möchte. Etwa 20 Prozent der in Deutschland geborenen Kinder haben einen ausländischen Elternteil. Insgesamt werden jährlich schätzungsweise mehrere Hundert Kinder von einem Elternteil ins Ausland entführt. Davor steht oftmals ein erbitterter Streit ums Sorgerecht.

Jürgen kommt im Sommer 2017 aus dem Urlaub zurück. Mit seiner polnischen Ex-Freundin – sie wohnt ein paar Straßen weiter – teilt er sich das Sorgerecht für den gemeinsamen vierjährigen Sohn Alexander. Kurz nach seiner Rückkehr ist eine Übergabe des Kindes geplant. Doch Frau und Sohn sind verschwunden. Alexanders Kinderzimmer ist seitdem leer. Jürgens Ex-Freundin hat ihn nach Polen verschleppt. Ein Staat mitten in der Europäischen Union, der das Haager Kindesentführungsübereinkommen unterschrieben hat. Ziel und Zweck des Übereinkommens ist es, das Kind möglichst schnell in den Staat des bisherigen Wohnsitzes zurückzubringen. Trotzdem führt Jürgen seit einem Jahr einen verzweifelten Rechtsstreit. Denn obwohl es ein Rückführungsübereinkommen gibt, scheuen sich Regierungen in solchen Fällen oft, in die Souveränität eines anderen Staates einzugreifen. Die Gerichtstermine in Polen ziehen sich, die Mutter versucht, das Verfahren so lange wie möglich hinauszuzögern.

Katharina setzt ihre Hoffnungen in die deutsche Politik. Sie glaubt, dass nur Druck von oben die tunesischen Behörden zu einer Handlung bewegen kann. Sie hat an alle ranghohen Politiker geschrieben, versucht, so oft es geht, ins persönliche Gespräch zu kommen und auf ihren Fall aufmerksam zu machen – bisher vergeblich. Deshalb fasst sie einen neuen Plan, wie sie ihre Kinder vielleicht endlich zurückbekommen kann.

So unterschiedlich, wie ihre Geschichten sind: Katharina und Jürgen eint die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass sie ihre Kinder irgendwann zurückbekommen. Die Hoffnung, dass ihr Kampf nicht umsonst ist. Denn als Mutter oder Vater, das sagen beide, kann man die Hoffnung nie aufgeben. Denn dies würde bedeuten, das eigene Kind aufzugeben.

„37 Grad“ zeigt den Kampf um das eigene Kind über Ländergrenzen hinweg, gegen Behörden, Gerichte und den Menschen, den man einmal geliebt hat.

Bettenwechsel im Harz

Sommer, Sonne, Ferienboom im Harz. Längst nicht mehr nur im Winter zieht es die Touristen in das Mittelgebirge sondern zunehmend auch im Sommer kommen die Touristen in Scharen. In keiner anderen Region in Niedersachsen wächst der Tourismus mehr als hier. Die Deutschen verbringen ihren Urlaub wieder gerne in der Heimat und auch die Dänen und Holländer zieht es im Sommer in die Berge.

Im Torfhaus Ressort ballt sich zum Zimmerwechsel am Wochenende die Arbeit. Dann müssen die 300 Betten gemacht und alle 46 Hütten auf Hochglanz poliert werden. Zwischen Check-out um 10 Uhr und Check-in um 16.00 Uhr arbeiten die Hausdamen (und Herren) im Akkord. Stress bereiten vor allem die Gäste, die nicht rechtzeitig auschecken oder schon früher einchecken wollen. Das bringt den ganzen Plan durcheinander. Dann stehen die Gäste Schlange an der Rezeption.

Einen Bettenwechsel gibt es auch auf dem Campingplatz Kreuzeck am Bocksberg. Nur bringen die Gäste ihre Betten eben selbst mit. Hier leben Lydia Böttcher und Lars Ruhm seit fünf Jahren ihren Traum vom eigenen Campingplatz. Im Juli, wenn auch die Holländer und Dänen Urlaub haben, bilden sich lange Schlangen vor der Einfahrt. Die einen wollen raus, die anderen rein.

Das Hotel Sauerbrey bei Osterode ist ein echtes Bikerparadies. Deshalb sind vor allem die warmen Sommermonate immer ausgebucht. Chef Fritz Sauerbrey hat alle Hände voll zu tun den Hotelbetrieb am Laufen halten, mit seinen Gästen geführte Motorradtouren zu unternehmen und mit anzupacken und an den Motorrädern zu schrauben. „Einen Reifenwechsel muss ich eigentlich an jedem Wochenende machen“, erzählt er fröhlich mit seiner rauen Stimme.

Die „Nordreportage“ begleitet drei unterschiedliche Betriebe im Harz bei ihrem ganz persönlichen Bettenwechsel-Stress in der Sommer-Hochsaison.

Wie geht das? Der Hauptbahnhof Hannover

Jeden Tag nutzen 250.000 Menschen den Hauptbahnhof in Hannover. 750 Züge fah­ren hier täglich. Damit ist der Hauptbahnhof Hannover einer der meistfrequentierten Bahnhöfe Deutschlands und das größte Eisenbahnverkehrskreuz im Nord-Süd/Ost-West Verkehr.

Die erste Eisenbahnstrecke im Königreich Hannover wurde 1843 von Hannover nach Lehrte in Betrieb genommen. Der heutige Hauptbahnhof ist immer noch an derselben Stelle. 1873 wurden die Bahngleise im Stadtgebiet hochgelegt und der städtische Verkehr darunter durch geführt. Dieses Konzept hatte als „Hanover-System“ Vorbild­funktion für viele Bahnhofsanlagen dieser Welt.

Vor und hinter den Kulissen ist hier viel zu tun. Rund um die Uhr ist die Putzkolonne im Einsatz. Im Fundbüro landen täglich hunderte verlorene Gegenstände. Von der Betriebszentrale werden täglich circa 6700 Zugfah­ren von der dänischen Grenze bis nach Göttingen gesteuert. Sie ist eine von nur sieben in Deutschland. Auch das Stellwerk für den Hannoverschen Hauptbahnhof ist hier integriert. Es gibt keinen Sichtkontakt zu den Gleisen, wie bei den früheren klassischen Stellwerken, die Fahrdienstleiter se­hen nur Nummern und Farblinien auf ihren Bildschirmen. Jeder Punkt ist ein Zug, jede Linie ein Gleis.

Die Reportage aus der Reihe „Wie geht das?“ zeigt, wieso der Reisende niemals von Gleis 5 und 6 fahren wird, wieso es eine Geisterstati­on unter dem Bahnhof gibt und wie der Weltkriegsbunker zu einer Herberge für mexikanische Fußballfans wurde.

Typisch! Die Neuen am Maschsee

Vincent Weidig und Stefan Herzlieb starten ihre erste eigene Gastronnomie. Sie sind die Neuen am Maschsee in Hannover, die den alten Kiosk am Nordufer übernommen haben.

Die beiden Männer sind echte Macher. Vor ein paar Jahren hatten sie die Idee, ihren eigenen Gin herzustellen. Nur so zum Spaß. Inzwischen sind die beiden Hannoveraner mit ihrem regionalen Getränk so bekannt, dass sie ihre Bürojobs aufgegeben haben und inzwischen in Vollzeit Gin-Destillateure und Barkeeper sind. Ihr Erfolgsrezept: regionale Zutaten, viel bio und viel Liebe zum Detail.

„Man muss eben den Mut haben, seine Ideen auch umzusetzen und nicht immer nur davon zu träumen“, sagt Vincent Weidig. Der Erfolg gibt ihnen recht. Ihren Rossgoschen-Gin haben viele Restaurants, ausgewählte Supermärkte und Weinläden im Programm.

Dann hörten Vincent Weidig und Stefan Herzlieb, dass ein neuer Betreiber für den Kiosk am Maschsee-Ufer gesucht wurde. Der alte Pächter wollte nach 30 Jahren aufhören. 50 Bewerber wollten den begehrten Kiosk in bester Lage übernehmen. Am Ende überzeugte das Konzept von Vincent Weidig und Stefan Herzlieb die Stadt.

Das Porträt aus der Reihe „Typisch!“ begleitet die Gastronomen auf ihrem Weg vom Gin zum Maschsee-Kiosk, vom Endspurt bis zur Eröffnung. Das erste warme Frühlingswochenende wird zur großen Bewährungsprobe.

Einsatz am Vatertag

Für die einen ist er Freude pur, für Polizei und Rettungsdienst ist er ein ausgesprochen anstrengender Arbeitstag: Der Vatertag. Zu Christi Himmelfahrt treibt es Jahr für Jahr partywütige Väter und Nicht-Väter mit Bollerwagen und Alkohol vor die Tür. Auch immer mehr Frauen sind dabei. Beliebte Treffpunkte in der Region Hannover: Das Steinhuder Meer und die Innenstadt rund um Maschsee, Maschteich und Georgengarten

Die Sanitäter der Johanniter-Unfall-Hilfe sind am Steinhuder Meer im Einsatz, kümmern sich um kleinere Wunden im Behandlungszelt und versorgen gerade Jugendliche mit Wasser statt Wodka. Junge Menschen, die bis zur Bewusstlosigkeit trinken, sind ein großes Problem für die Sanitäter. Auch die Polizei zeigt Präsenz in der Region und in der Stadt. Mit gezielten Ansprachen und Ausweiskontrollen versuchen sie, die Minderjährigen herauszufiltern und die schlimmsten „Ausfälle“ zu verhindern. Ab dem Nachmittag wird es meist besonders anstrengend. Mit dem Alkoholpegel steigt auch das Aggressionspotenzial. In den letzten Jahren gab es besonders im Bereich des Maschteichs regelrechte Massenschlägereien.

Die Nordreportage begleitet Polizei und Rettungsdienst an einem der anstrengendsten Tage des Jahres.

Die Einbrecherjäger – Spurensuche am Tatort

Überall liegt Kleidung, sämtliche Schubladen sind geöffnet, die Schmuckschatullen leer. Die Täter sind durch ein kleines Fenster eingestiegen. Ein Fall für Stefan Reyers und Oliver Schlenther von der Polizei in Schleswig-Holstein. Während sein Kollege die Opfer befragt und beruhigt, sichert Schlenther die Spuren. Und tatsächlich: Auf der Fensterbank, fürs ungeübte Auge nicht erkennbar, der Umriss einer Schuhsohle. Ein erster Hinweis auf den Täter.

Stefan Reyers und Oliver Schlenther sind Einbrecherjäger. Sie gehören zur neu gegründeten Sondereinheit „EG-WED“, kurz für „Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“. 15 Beamte an zwei Standorten im Kreis Stormarn machen seit Ende 2014 Vollzeit Jagd auf Einbrecher. Nicht ohne Grund: Alle drei Minuten wird irgendwo in Deutschland eingebrochen. Kaum ein anderes Delikt schockiert die Menschen so. Denn bei einem Einbruch geht es um mehr, als nur den materiellen Verlust. Die Täter greifen in die Privatsphäre ein, betreten den intimsten Bereich – die eigene Wohnung. Für viele Menschen ist ein Einbruch traumatisch. Das wissen auch Reyers und Schlenther. Die beiden Beamten gehören zur Tatortgruppe der Ermittler – sie sind die Spurenspezialisten. Und sie wissen: Akribische Spurensuche ist oft der einzige Weg zum Täter. Denn: Meist gibt es keine Zeugen und die Täter sind hochprofessionell. Der Kreis Stormarn im Hamburger Speckgürtel ist ein beliebtes Pflaster für Einbrecher. Zum einen sind viele Menschen hier Besserverdiener. Der Landkreis zählt zu den reichsten in Deutschland. Zum anderen hat der Kreis eine gute Infrastruktur – die nützt auch den Einbrechern. Die gute Autobahn und Zuganbindung macht es ihnen leicht, schnell mit ihrer Beute zu verschwinden. Der Druck auf die Polizei ist groß. Die Einbruchszahlen sind hier im letzten Jahr um 30% gestiegen. In manchen Straßenzügen ist in jedes Haus schon eingebrochen worden, viele Menschen sind schon mehrfach betroffen gewesen. Die Aufklärungsquote liegt bei unter 10%. Die Ermittlungsgruppe WED soll das ändern. Die Beamten versuchen Raster auszumachen und Täterwege nachzuvollziehen. Das wichtigste Mittel ist und bleibt aber die Spurensicherung. Jedes kleinste Detail kann wichtig sein. Mit Rußpulver, Schwarzfolie und DNA-Kits machen die Ermittler sich am Tatort auf die Jagd nach den Tätern. Wird die Ermittlungsgruppe Erfolg haben und die Einbruchszahlen senken und die Aufklärungsquote erhöhen können?

Die NDR reportage begleitet die beiden Tatortspezialisten in der dunklen Jahreszeit bei ihrer Jagd nach den Einbrechern. Wir sind hautnah bei der Arbeit am Tatort dabei. Wir sprechen mit Betroffenen und lernen, warum es so schwer ist, Täter zu fassen und was die Menschen tun können, um sich zu schützen.

Die Hafen-Kommissare

Sie sind nicht von der Polizei aber sie ermitteln, wenn im Hafen etwas schief läuft. Hero Alberts, Jörg Fabel und Fiete Marie Baldenius sind „Havariekommissare“ – Schadensgutachter. Sie untersuchen Unfälle und Schäden in norddeutschen Häfen. Dazu kontrollieren sie Schiffe und passen auf teure Fracht auf. 1500 Fälle bearbeiten sie im Jahr.

Völlig durchnässte Ware, schimmliger Kakao oder ein Brand, der eine komplette Ladung zerstört. All das sind Fälle für die sympathischen gelernten Kapitäne Hero Alberts, Jörg Fabel und ihre 14 Mitarbeiter in Seevetal. Ihr Einsatzgebiet: Die Küsten und Häfen der Welt und Niedersachsens. Die „Kommissare“ sind immer auf Abruf. Eben kommt ein Notfall rein: In einem Terminal ist ein Container abgestürzt. Flüssigkeit läuft aus. Wieviel kaputt ist, weiß noch keiner. Die Havariekommissare müssen den Schaden begutachten und entscheiden: Wie ist es passiert? Wer haftet? Und vor allem: Was passiert mit der Ware? Überall dort, wo viel Ware umgeschlagen wird, gibt es jede Menge zu tun. „Ich betrachte das wie einen Tatort“, sagt Hero Alberts, der Spezialist für Schäden. Er macht Fotos des Unglücks, prüft Dokumente und befragt Zeugen. Jede Kleinigkeit untersucht und dokumentiert er. Für die Beteiligten geht es oft um Millionenbeträge. Dazu kommt die Verzögerung, jeder Unfall kostet wertvolle Zeit. Der nächste Auftrag: Eine wertvolle Yacht soll nach Singapur verschifft werden. Jörg Fabel soll die Verladung beaufsichtigen. Denn die ist ziemlich kompliziert…

Ein ruhiger Tag ist selten dabei. 100 Aufträge erhält die Firma Alberts & Fabel im Monat. Manchmal klingelt das Telefon auch mitten in der Nacht.

Die Hafen-Kommissare

Doku-Reihe: die nordreportage

Ein Film von Jennifer Gunia

Produktion: video:arthouse Gbr

Kamera: Reinhard Bettauer, Jens Arend

Ton: Jens Ahrend, Simon Tober

Schnitt: Kay-Stephan Rettig

Länge: 30 Minuten

Erstsendung: 27. März 2017 um 18.15 Uhr NDR-Fernsehen

Neustart mit den Insel-Kühen

Wenn Farina Garlich von ihren Jersey-Kühen spricht, strahlt die 27jährige Bauerntochter über das ganze Gesicht. Ihr Vater betreibt konventionelle Landwirtschaft mit schwarzbunten Milchkühen – so wie fast alle anderen Landwirte im Osnabrücker Land. Doch Farina und ihr Freund Lars Bergmann wollen andere Wege gehen. Farinas Herz schlägt für die braunen Kühe von der britischen Kanalinsel Jersey. Mit 10 bekam sie ein Jersey-Kalb geschenkt. Seitdem liebt sie die kleinen, schlanken Rinder. „Jerseys sind kleiner, umgänglicher und gesünder“, sagt die blonde Frau mit dem strahlenden Lächeln. Für Farina war klar: Wenn sie den Hof der Eltern übernimmt, dann nur mit den Insel-Kühen. Vater Ralf und Mutter Sigrid waren zunächst gar nicht begeistert von der Idee ihrer Tochter, eine ehemalige Maschinenhalle auf dem Hof zum Jersey-Kuhstall umzubauen. Auch Nachbarn und befreundete Landwirte sehen das Projekt skeptisch. Doch Farina setzte sich durch.

Inzwischen haben Farina und Lars über 60 Jersey-Kühe. Doch die Herausforderung beginnt jetzt erst: Wird sich das Geschäft mit den Jerseys wirklich rechnen? Denn die Kühe sind kleiner als die schwarz-bunten und geben weniger Milch. Dafür ist die Milch reich an Fett und Eiweiß. Farina und Lars hoffen, dass sie damit die geringere Menge ausgleichen können. Ihre Kühe werden genau Computer-überwacht. Aber das größte Problem sind die männlichen Kälber. Denn die können Farina und Lars nicht gebrauchen. Jerseys sind eine reine Milchkuhrasse. Aber wohin mit den Bullenkälbern? Einfach totschlagen, wie es auf Betrieben im Ausland gemacht wird, kommt für Farina jedenfalls nicht in Frage. Sie muss sich etwas einfallen lassen.

Hinzu kommt der Milchpreis. Der ist 2016 im freien Fall – zusätzlicher Druck für die Jungbauern. Farinas Eltern wollen langsam kürzer treten und bauen sich gerade ein Altenteil auf dem Hof. Farina soll übernehmen. Doch die Zukunft macht allen etwas Sorgen.

Neustart mit den Insel-Kühen

Typisch!

Ein Film von Jennifer Gunia

Produktion: video:arthouse Gbr

Kamera: Reinhard Bettauer

Ton: Simon Tober, Jens Arend

Schnitt: Kay-Stephan Rettig

Länge: 30 min.

Sendetermin: 09. März 2017 um 18.15 Uhr NDR-Fernsehen

Wie geht das? Einbrüche aufklären

Der erste Einsatz führt die Kommissare Roland Gombold und Volker Lochte zu einem Einfamilienhaus in Hannover. Die Täter sind durchs Kellerfenster eingestiegen und haben Bargeld und Schmuck gestohlen. Während Kommissar Gombold die Opfer befragt, beginnt für seinen Kollegen Volker Lochte die Spurensicherung. Und tatsächlich: Auf der Fensterbank, fürs ungeübte Auge kaum erkennbar: Ein Schuhabdruck. Ein erster Hinweis auf den Täter.

An die 3000 Einbrüche gab es in der Region Hannover im letzten Jahr. Kaum ein Delikt stört das Sicherheitsempfinden der Menschen so sehr. Die Haupteinbruchsaison liegt in der dunklen Jahreszeit, zwischen Oktober und Dezember. Bei einem Einbruch oder einem anderen schweren Verbrechen in Hannover kommen die Ermittler vom Kriminaldauerdienst. Sie sind die Spurenexperten der Behörde. Rund um die Uhr fahren sie zu Einbrüchen in der ganzen Region. Denn schnelle Spurensuche ist wichtig. Immer geht es um dieselbe Frage: Wie ist der Täter reingekommen? Was hat er angefasst? Wo könnten sich verwertbare Spuren finden, die zum Täter führen? Mit Rußpulver machen sie Fingerabdrücke sichtbar, mit Schwarzfolie werden Schuhspuren gesichert, Hebelmarken können Hinweise auf das Werkzeug geben. Doch auch die Täter kennen die Methoden der Ermittler. So ist es oft ein Katz-und-Maus-Spiel. Akribische Spurensuche ist das einzige Mittel, die Täter zu überführen, da sind sich die Beamten sicher. Und der Erfolg gibt ihnen Recht: Die Aufklärungsquote liegt in Hannover weit über dem Bundesdurchschnitt. Auch weil der KDD rund um die Uhr im Dienst ist. Oft sind die Polizisten nur Minuten nach der Tat am Tatort.

Der nächste Einsatz in einer Wohnung. Tageswohnungseinbrüche haben Hochkonjunktur. Die beliebteste Tatzeit ist zwischen10 und 18 Uhr. Roland Gombold übernimmt die Spurensuche an der Tür. Wird er diesmal Fingerabdrücke sichern können? Oder haben die Täter sonst irgendwelche Spuren hinterlassen? Und was kann man als Bürger eigentlich tun, um sich zu schützen? Diesen Fragen spürt die Reportage aus der Reihe „Wie geht das?“ und zeigt, wie die Ermittler der Kriminalpolizei Tatorte aufnehmen, Spuren sichern, Zeugen befragen und so Verbrechen aufklären.

Einbrüche aufklären

Doku-Reihe: Wie geht das?

Ein Film von Jennifer Gunia

Produktion: video:arthouse Gbr

Kamera: Reinhard Bettauer, Jörg Tschimer

Ton: Jens Ahrend, Simon Tober

Schnitt: Kay-Stephan Rettig

Länge: 30 Minuten

Erstsendung: 25. Januar 2017 um 18.15 Uhr NDR-Fernsehen

Die Inselkonditorin

Endlich geht es wieder los, jetzt kommt Geld in die Kasse“, lacht Britta Gaiser-Steeg und ihre Augen blitzen verschmitzt. Die gute Laune verliert die sympathische Brünette eigentlich nie. Auch wenn der Wecker immer früher klingelt, je mehr es auf die Hauptsaison zugeht. „Im Juli stehe ich dann auch schon mal im 4 Uhr morgens in der Backstube.“ Noch eher, falls eine Hochzeit oder ein runder Geburtstag ansteht. Und jetzt ist Hauptsaison. Die Ferien in Niedersachsen laufen schon, dieses Wochenende kommt Nordrhein-Westfalen dazu. Das heißt für Britta und ihren Mann Thomas: Dauerstress.

Britta Gaiser-Steeg betreibt seit 6 Jahren die Konditorei „Knusperhuuske“ auf Baltrum. „Hier gibt es das Feinste, was man aus Eiern, Mehl und Milch machen kann“. Die 46jährige ist gebürtige Baltrumerin und die Tochter des langjährigen Inselbäckers. Einen Großteil ihres Lebens hat sie allerdings auf dem Festland verbracht. Erst 2007 verschlug es ihren Mann Thomas und sie zurück auf die Insel. Thomas arbeitet vormittags in der einzigen Bank auf Baltrum. Nachmittags hilft er seiner Frau im „Knusperhuuske“. Außer, es steht Bettenwechsel an, dann muss er erst einmal die drei Ferienwohnungen klar Schiff machen, die den beiden auch noch gehören. Brittas Vater, der alte Bäckermeister, starb vor zwei Jahren, ihre Mutter lebt noch immer in Brittas Elternhaus. Thomas und sie wohnen direkt nebenan. Ihre Backstube hat sie gleich mit in ihr Haus gebaut. „So ist der Weg aus dem Bett nicht so weit“ lacht die Konditorin. Brot und Brötchen sucht man bei ihr vergeblich, dafür sind ihre Kuchen, Torten und Pralinen weit über die Inselgrenzen hinaus berühmt und beliebt. Britta backt jeden Morgen alles frisch.

Wenn noch Zeit bleibt, zwischen Backen und Caféöffnung, besucht sie das Grab ihres Vaters. Er war in ihrem Leben sehr wichtig und es bedeutet ihr sehr viel, sein Werk fortführen zu können.

Jetzt, wo die Hauptsaison so richtig losgeht, beginnt auch für die Steeges die stressigste Zeit des Jahres. Ferienwohnungen müssen vorbereitet, die Gäste begrüßt und betreut werden, das tagtägliche Kaffee-und-Kuchen-Geschäft im „Knusperhuuske“ muss laufen, dazu kommt fast jedes Wochenende Torte und Kuchen für eine Hochzeit. Baltrum ist bei Gästen ein beliebter Ort zum Heiraten. Nur sonntags ist Ruhetag. Da bleibt dann endlich mal wieder ein bisschen Zeit für Pferd und Hund. Wir begleiten die sympathische Inselkonditorin von Baltrum bei ihrem Startschuss in die Hauptsaison

Die Inselkonditorin

Doku-Reihe: Typisch!

Ein Film von Jennifer Gunia

Produktion: video:arthouse Gbr

Kamera: Timo Hayen

Ton: Jens Ahrend

Schnitt: Kay-Stephan Rettig

Länge: 30 Minuten

Erstsendung: 11. August 2016 um 18.15 Uhr NDR-Fernsehen