Grünkohl satt

Nach dem ersten Frost soll er angeblich erst besonders gut sein, der Grünkohl – oder „Oldenburger Palme“ – wie er in der Hochburg der Grünkohlfahrten auch genannt wird. In der Zeit von Januar bis März brummt im Bümmersteder Krug deshalb jeden Tag die Küche. „In dieser Zeit sehen wir nichts anderes als Kohl. Das ist Oldenburg“ lacht Chef Erwin Abel. Seine Frau Hildburg schwingt in der Küche die Töpfe. Seit fast 40 Jahren leiten die beiden gemeinsam den Bümmersteder Krug. In vierter Generation. Jetzt haben sie gerade das Rentenalter erreicht – und zum Glück zwei Nachfolger gefunden, Küchenchef Nico Winkelmann und Servicechefin Claudia Seweron, ebenfalls ein Paar, übernehmen so langsam das Ruder. Eine große Erleichterung für Erwin und Hildburg, denn ihre eigenen Söhne wollen das Traditionshaus nicht übernehmen. Aber so ein Ruhestand muss behutsam geplant werden. Thekenboss Erwin war sein Leben lang Gastwirt, das kann man nicht von einem auf den anderen Tag ablegen.

Besonders jetzt, zur Grünkohlzeit, sind alle Hände gefragt. Denn der Bümmersteder Krug liefert seit 25 Jahren den Kohl zum traditionellen „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Da heißt es am Wochenende davor zusätzlich zum eigentlichen Geschäft noch mal 360 Portionen Kohl machen. Nico und Hildburg schwitzen in der Küche, denn heute kommen außerdem noch 15 Kohlfahrt-Gruppen gleichzeitig. So wie die „Kohlfreunde“ rund um Alt-König Heiko Stahmer, die nachmittags schon mit Bollerwagen in Richtung Bümmersteder Krug aufbrechen. Wenn die Gäste eintreffen muss der große Saal picobello sein. Bei den großen Kohlbällen hilft Sohn Christian noch mit. Eigentlich wollte er ab diesem Jahr den Bümmersteder Krug übernehmen. Stattdessen wird er ab April mit Mitte 30 noch mal anfangen Physik zu studieren. Keine leichte Entscheidung, gegen die Gastronomie und Familientradition.

Grünkohl satt

Ein Film von Jennifer Gunia

Produktion: video:arthouse Hannover

Kamera: Reinhard Bettauer

Ton: Sebastian Beck, Torben Schütt

Schnitt: Kay-Stephan Rettig

Länge: 30 Minuten

Erstsendung: 17. März 2014 um 18.15 Uhr NDR-Fernsehen

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